Donnerstag, 5. März 2009

Die Machtfrage im Journalismus

Darf ich mich bestätigt fühlen in meinem Vorurteil, dass die Teppichetage ihre Schreiberlinge (Sprecherlinge und Bilderlinge gibt's im Deutschen leider nicht) nur als nützliche Idioten betrachtet, wenn im jüngsten Klartext sogar Hanspeter Spörri, der ehemalige Chefredaktor des Bund, schreibt
(...) es herrscht Unfrieden zwischen Unternehmensführungen und Redaktionen. VerlagsmanagerInnen misstrauen ihren JournalistInnen. Sie vermuten, Medienschaffende würden nicht begreifen oder könnten nicht akzeptieren, was sie selber zu wissen glauben: dass heute ein anderer Journalismus gefragt sei; einer, der knapper, boulevardesker, zugespitzt und personifiziert daherkommen müsse – oder jedenfalls billiger und rezyklierter.
Nein. Das wär zu billig! Sagen wir so: Es stärkt das Unbehagen. Und das ist gut! Spörri rät, die Arbeitsgruppen,
welche Sparprogramme entwerfen, Fusionen vorbereiten, Layouts entwickeln und Online-Strategien konzipieren, nicht mehr nur mit erschöpften Kaderleuten und selbstverliebten Zeitgeistsurfern bestücken, die um ihre Karriere besorgt sind und sich herrschenden Meinungen widerstandslos anschliessen, sondern mehr mit kontrovers diskutierenden RedaktorInnen und ReporterInnen jeglicher Couleur und jeden Alters.
Sowas entfernt in der Art startet bei DRS2 übrigens genau dieses Jahr, beschlossen schon tief im '08. Mehr sei hier nicht verraten! Vielleicht wär's für diese Arbeitsgruppe ganz aufschlussreich, in diesem Panel bei m4music reinzuhören? Schaden würd's sicher nicht.
Optimist Spörri verspricht sich für meinen Geschmack etwas gar zuviel von den kooptierten "RedaktorInnen und ReporterInnen". Zwar schreibt er gegen burnt-out Manager und für Arbeitsgruppen mit Basisbeteiligung, meint aber dennoch wohl schlicht ein professionelles Innovationsmanagement im Medienbereich im Sinne des Systems! Die Machtfrage stellt er nicht. Obwohl er die Indizien auf dem Tisch hat dafür, dass sie auf die Traktandenliste gehört. Kurz vor der Erkenntnis, dass der Hund in der hierarchischen Struktur begraben liegt, gibt Spörri auf. Schade. Erst die Verknüpfung mit der Alternative machte aus seinem interessanten den wirklich mutigen Gedanken.

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