Dienstag, 1. Dezember 2009

Datenbanken regieren die Welt - auch an der Uni Basel

Was David Gugerli in seinem Buch sehr anschaulich nachzeichnet (und wovon er in seinem Talk an der völlig unterberichteten ["underreported" gibt's leider noch nicht auf Deutsch] Konferenz "Society of the Query" [Nein, ich war nicht dort, wär's aber gern gewesen] erzählte), manifestiert sich zum Beispiel ganz aktuell auch an der Uni Basel. Da argumentiert der Vizerektor im Interview mit der Hauszeitung auf die Frage, was die neue Forschungsdatenbank soll:
Die Datenbank kann als zusätzliches Instrument dienen, um Forschungsleistungen zu messen. Im Hinblick auf eine leistungsorientierte Mittelallokation kann es für die Forschenden von Vorteil sein, ihre Leistungen in der Datenbank sichtbar zu machen.
Nur wer in einer Datenbank existiert, existiert überhaupt. Und nur wer damit totale Transparenz herstellt (wer kann etwas gegen Transparenz haben...?), liefert messbare Leistung, und nur wer messbare Leistung liefert, bekommt - im übertragenen Sinne - zu Essen. Wie war das noch mit dem Protest der Studierenden? Die zunehmende Oekonomisierung ist einer ihrer Kritikpunkte. Das scheinbar harmlose, neutrale Instrument einer Forschungsdatenbank (wer kann da dagegen sein?) ist erklärtermassen das zentrale Instrument genau dafür. Was dort drin steht, was damit verglichen wird / vergleichbar gemacht werden soll, darum müsste wohl gestritten werden. Eine Debatte über die richtigen Felder auf der Eingabemaske? So absurd es klingt: Ja! Denn im Zeitalter der Datenbanken wird anhand der Eingabemasken die Zukunft strukturiert!
Interessant ist zudem Meier-Abts Antwort auf die Pseudofrage "Soll die Forschungsdatenbank auch eine Brücke zur Industrie schlagen?"
Das ist klar eines der Ziele. Die grossen Pharmakonzerne kennen zwar bereits heute viele Forschende und ihre Projekte, an denen sie interessiert sind. Es bestehen aber Lücken und ein grosses Bedürfnis nach einer umfassenden Information. Dann geht es vor allem auch um kleine und mittlere Unternehmen, die über die Datenbank nach Projekten suchen können, bei denen eine Zusammenrbeit infrage kommt.
Auf Elektrisch heisst das: Big Pharma will eine API-Schnittstelle zur Uni. Wie im Begleitartikel in "intern Dezember 2009" zu lesen ist, stellt die Forschungsdatenbank zudem nur eine Teil-Transparenz her. Wir lesen:
Die Forschungsdatenbank publiziert nicht automatisch Daten - schon nur aus Datenschutzgründen nicht. Confidential Agreements können berücksichtigt werden, indem man versteckt publiziert, wodurch die Projekte dann nur für die interne Jahresberichterstattung zur Verfügung stehen.
Was kann so heikel sein an der Uni, dass es nicht in der Forschungsdatenbank, einsehbar für die Oeffentlichkeit, auftauchen darf? Zielgerichtete, patentrelevante Auftragsforschung für Big Pharma? Oder andersrum: Forschung, die mit ihren Ergebnissen deren Interessen zuwiderlaufen könnte? Niemandem sei hiermit irgendwas unterstellt. Aber wer Oeffentlichkeit einerseits herstellt, aber dunkle Ecken belässt, müsste eigentlich genau erklären, wozu die dienen sollen.
Anekdotisch sei vermerkt: Es gab bereits eine Forschungsdatenbank an der Uni Basel. Die aktuelle Finanzdirektorin von Basel-Stadt, Eva Herzog, hatte die an ihrer vorherigen Stelle im Vizerektorat Forschung aufgegleist.

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