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Frank Schätzing landete vor einigen Jahren einen Bestseller mit seinem Science-Fiction Buch "Der Schwarm". Darin revoltierte, gesteuert aus den Tiefen der Weltmeere von einer bisher unbekannten Lebensform, die Tierwelt gegen die Umweltzerstörung der Menschen. Jetzt ist von Schätzing ein neuer Thriller erscheinen: "Limit" heisst er. Aus den Meerestiefen verlegte Schätzing sein Szenario in den Weltraum und auf den Mond. Von dort holen Transportraumschiffe die Ressourcen, um das Energieproblem auf der Erde zu lösen. Was den Erdölkonzernen aber gar nicht passt...
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Der Sonnenwind lässt im Mondboden ein Element entstehen, das Helium3 heisst. Helium3 ist der ideale Brennstoff für Fusionsreaktoren auf der Erde. Denn wenn Helium3 darin verschmilzt, entsteht so gut wie kein radioaktiver Abfall, aber es werden riesige Energiemengen frei. China und Russland haben tatsächlich verkündet, ihre Langfristperspektive sei es, das Helium3 auf dem Mond darum abzubauen. Insofern liegt Frank Schätzings Szenario gar nicht so weit weg von der Realität. In seinem "Limit" bauen Chinesen und Amerikaner auf dem Mond mit riesigen Robotern das Helium3 ab und schicken es zur Erde.
Wem das gar nicht passt, das sind die Erdölkonzerne, die's einfach nicht mehr braucht und denen die Felle davonschwimmen. Dieser Konflikt ist der Motor in Schätzings Wälzer von 1304 Seiten. Der Motor kommt aber erst mal nicht in die Gänge. Denn dass da etwas faul ist, wird erst nach fast 400 Seiten klar. Bis dahin plätschert das bisschen Handlung recht balanglos vor sich hin. 400 Seiten lang sind wir dabei, wie eine bunte Reisegesellschaft von Milliardären sich so langsam langsam auf den Weg macht zum ersten Luxushotel auf dem Mond.
Es hat sogar einen Schweizer dabei. Der Oegi heisst. Und am liebsten Zürigschnetzeltes isst im einschlägigen Zürcher Nobelrestaurant. Dieses Klischee steht für viele andere, mit denen Schätzing die Leserinnen und Leser geradezu belästigt über viele Seiten. Klischees und ausführliche enzyklopädisch trockene technische Beschreibungen. Fast hätt ich darum den Wälzer beiseite gelegt. Erst, als die Atom-Bombe auf dem Mond zu ticken beginnt, auf Seite 800, wird's dann doch noch spannend. Gelingt das Komplott der Erdölmafia gegen die Helium3-Saubermänner? Wer Schätzings "Der Schwarm" gelesen hat, ahnt bereits, dass auch in "Limit" am Ende doch noch alles gut ausgehen wird...
Technisch und zeitgeschichtlich ist der Autor auf der Höhe der Gegenwart. Sogar die aktuelle Finanzkrise hat's noch geschafft ins Manuskript. Da und dort trifft man auch Bekannte an: Erich von Däniken kommt vor. Oder: David Bowie, als fast 80 Jahre alter Barpianist im Weltraumhotel zum Beispiel. Oder Mies van der Rohe als Inspirator für die Weltraumarchitektur. Und viele weitere. Aber das aufgebotene Personal wirkt etwas gar absichtlich auf die Handlung aufgeschraubt. Man merkt die Absicht und ist leicht verstimmt.
Wer Schätzings Technikfantasien liebt, wird "Limit" trotz der dramaturgischen Durststrecke im ersten Drittel mögen. Wer den Autor nicht kennt, und auf thriller-Spannung aus ist, muss sich das Adrenalin mit Ausdauer verdienen.
War in der Form heute im DRS2aktuell.
2 Kommentare:
Also ich hab "Der Schwarm" geliebt und war deher sehr gespannt auf das neue Buch. Zum Glück gab es das in einer Biblothek zum ausleihen - ich wollts zuvor schon kaufen. Die Einschätzung hier zu dramaturgischen Längen ist stark untertrieben.
Ich hab es bis ca. Seite 500 geschafft - als da eine eigentlich simple Verfolgungsjagt sich dann über 50 Seiten erstreckt hat habe ich aufgegeben. Also kann ich nicht sagen ob es später noch interessant geworden wäre.
Also für mich war es eine Riesenentäuschung.
Als großer Fan von Frank Schätzing musste ich 'Limit' ja quasi gutfinden. ;-)
Aber auch ohne dieses Vorurteil fand ich das Buch ziemlich gut und war fasziniert von der scheinbaren Realität des beschriebenen Zukunftszenarios: Ganz abwegig sind beispielsweise Fantasien über den neuen Energieträger nicht, ebensowenig steht das zunehmende wirtschaftliche und politische Gewicht Chinas außer Frage.
Das ist es auch, was mich an Frank Schätzings Schreibe so fasziniert: Es gibt immer einen Bezug zur Realität, auch wenn sie manchmal auf den ersten Blick abwegig erscheinen mag.
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