Freitag, 5. Juni 2009

Home von Yann Arthus-Bertrand - Die Filmbesprechung

(anmoderation) Parallel zum heutigen UNO-Welt-Umwelt-Tag hat der französische Fotograf und Filmemacher Yann Arthus-Bertrand seinen neuen Dokumentarfilm veröffentlicht. Die Besonderheit: Arthus-Bertrand tat dies vergangene Nacht um 0 Uhr zeitgleich in 50 Ländern und auf dem Internet. Kostenlos. Der Film heisst "home". Arthus-Bertrand ist berühmt für seine atemberaubend schönen Landschaftsaufnahmen aus der Luft. Der Film "home" zeigt denn auch während 90 Minuten unseren Planeten aus der Vogelperspektive. Sein Thema: Wie's um die Umwelt auf unserer Erde bestellt ist. Und was unsere Rolle dabei war, ist und in Zukunft sein könnte.

(Beitrag) Die Welt zieht langsam und ruhig unter uns vorbei. Wir schweben in 100 Metern Höhe darüber hinweg. Wir sehen: rauchende Fabrikschlote, horizontweite Monokulturen, die Schachbrettästhetik westlicher Mega-Städte. Dann: Schmelzende Gletscher, brennende Wälder, ausgetrocknete Flussläufe.
Es ist ein beunruhigendes Panoptikum der Folgen menschlichen Handelns, das der Film home in den ersten 80 Minuten vor uns ausbreitet. Unser "home", unser daheim, ist kurz davor, in Flammen aufzugehen.
So beklemmend die Botschaft ist, ist sie zugegebenermassen doch nicht wirklich neu oder überraschend. Die Problemfelder, die "home" aufzeigt, haben andere Dokumentarfilme schon präziser und vertiefter abgearbeitet. Zu nennen sind: Der Film "unser täglich Brot" über die globalisierte Nahrungsmittelproduktion des Oesterreichers Nikolaus Geyrhalter. Oder: "ein böses Erwachen" über die Oelindustrie des Schweizers Basil Gelpke. Oder "Unsere Erde" der BBC. Oder auch "Eine unangenehme Wahrheit" über den Klimawandel von Al Gore.
Es ist die Optik von Yann Arthus-Bertrands "home", die den Film auszeichnet. Ganz simpel: Dass wir 90 Minuten über unsere Erde fliegen. Dass Formen und Farben der Landschaften, über die wir gleiten, so zu Gemälden werden. Als ob wir schliefen und des Nachts ein Engel uns mitnähme auf eine Weltreise. Auf eine Traumreise. Durch Fürchterliches und unaussprechlich Schönes.
Die Wirkung entsteht aus der Kombination von konsequent aus der Vogelperspektive gefilmten Bildern, plus einer meditativ-eindringlichen Filmmusik und dem Kommentar aus dem Off, der mit sanfter Stimme 80 Minuten lang beängstigende Fakten und Zusammenhänge aufzählt.
Die letzten 10 Minuten von Yann Arthus-Bertrands "home" gehören der Hoffnung. Wir lernen, dass die Solidarität unter Menschen den Egoismus von Nationen überwinden kann. Dass wir aufhören sollen, in der Erde zu bohren und stattdessen zum Himmel, zur Sonne blicken sollen. Gemeint ist: "Nutzt die Sonnenenergie, statt weiterhin Oel, Gas oder Kohle zu verbrennen!"
Dass wir verantwortliche konsumieren sollen. Das wir weniger Fleisch essen sollten, weil dessen industrielle Produktion reine Verschwendung ist und ihrerseits Hunger generiert.
Wir hören, dass Toleranz, Mässigung und das Teilen die neuen Paradigmen sind. Dass wir wissen, dass die Lösungen heute existieren. Und dass es an uns liegt, zu definieren, wie es mit diesem Planeten weitergeht. Dem ist wohl allem beizupflichten. Und auch dem wohl prägnanteste Satz des Films: Es ist zu spät, um noch Pessimist zu sein.
Allein: So wichtig der schonende Umgang von Dir und mir mit den Ressourcen der Erde ist, so umschifft der Film mit seinem Appell ans Individuum doch einen wichtigen Punkt: Es macht einen Unterschied, ob ich als Einzelperson nur noch zum Beispiel Bananen aus dem fairen Handel kaufe. Oder ob die Chefin einer Supermarktkette sich dazu durchringt, in ihrem Betrieb ganz auf fair trade umzustellen.
Der Film "home" ist kostenlos erhältlich, weil ein französischer Handelskonzern ihn finanziert. Nicht nur, aber auch gerade dessen Verhalten wird zeigen, ob die Botschaft des Films jene miterreicht, die an den Schalthebeln sitzen.
Abgesehen davon, sind die 90 Minuten Aufmerksamkeit, die "home" von Yann Arthus-Bertrand von uns verlangt, sicher keine vergeudete Zeit.

Leicht gekürzt gesendet heute in DRS2aktuell, wonach mir augenzwinkernd mitgeteilt wurde, der Teil
Als ob wir schliefen und des Nachts ein Engel uns mitnähme auf eine Weltreise. Auf eine Traumreise. Durch Fürchterliches und unaussprechlich Schönes.
habe in der Redaktion für grosse Erheiterung gesorgt. Meine Güte, kriegt euch wieder ein! Ich behaupte ja nicht die Existenz von Engeln... :-)

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

WIE IMMER (gilt für fast alles von heute: für Bücher, Papers, Filme, etc.):

Der Inhalt und die Sprache sind Kacke (nämlich extrem ideologisch), aber wie immer: die Technik (der Roboter, der Computer) ist perfekt.

Super Bilder und perfekter Sound!!!!! Viel besser als "Powaqqatsi" von 1988. Die Technik ist eben besser geworden (der Inhalt leider nicht).

Dank an alle Mathematiker und Physiker sowie Militäringenieure (die die Kameras gebaut haben!).

Filme für die Erde hat gesagt…

Genau derselbe Kommentar steht auf unserer Website--- seltsam wenn jm. so missionarisch überall das selbe Zeugs reinpostet... ?

Filme für die Erde hat gesagt…

Genau derselbe Kommentar steht auf unserer Website--- seltsam wenn jm. so missionarisch überall das selbe Zeugs reinpostet... ?

Anonym hat gesagt…

Der Film ist ein MUSS!
Er kann komplett auf deutsch hier angeschaut werden:
http://www.sumit-online.de/home/