Dienstag, 28. April 2009
So schnell geht's...
Kaum ist man mal eine Woche weg, geht's gleich drunter und drüber! Blogwerk stellt medienlese.com ein. Peter Sennhauser reagiert auf die Meldungen dazu aus dem Publikum mit 5 klarsichtigen Thesen zum Medienumbruch. Als indirekte Antwort sammelt betterplace in Rekordzeit das Gehalt für Ronnie Grob bis Oktober zusammen, damit 6vor9 nicht untergeht (UPDATE 29.4.: erfolgreich). ugugu macht den Gastredner beim Medienspiegel. Twitter ist schlecht für Dich - oder doch nicht? Die SRG baut um. Und die Schweinegrippe bricht aus...
Freitag, 17. April 2009
David Gugerli: "Suchmaschinen - Die Welt als Datenbank"
Was haben Robert Lembkes "Was bin ich", Eduard Zimmermanns "Aktenzeichen XY", Horst Herolds "Rasterfahndung" und Edgar Codds Erfindung der "relationalen Datenbank" gemeinsam? David Gugerli, Professor für Technikgeschichte an der ETH Zürich hat zwischen den vier sehr unterschiedlichen Personen einen roten Faden gefunden. Und darüber ein Buch geschrieben.
Lembke, Zimmermann, Herold und Codd: Sie stehen bei David Gugerli, radikal abstrahiert muss man sagen, für 4 unterirdisch miteinander verwandte Varianten, um Ordnung zu schaffen. Lembke ordnet einer Person einen Beruf zu, dabei hilft im sein vierköpfiges Rateteam. Zimmermann trennt die Abweichung vom Normalen, den Verbrecher von den Normalbürgern - mit Hilfe des Publikums, das er, Zimmermann selber, schon früh als überdimensionalen, lebenden Computer bezeichnete. Herold, in den 70er Jahren Chef des Deutschen Bundeskriminalamtes BKA, findet im gesellschaftlichen Durcheinander das auffällige Verhalten, exemplarisch von ihm durchexerziert bei der computerunterstützten Suche nach den Mitgliedern der Rote Armee Fraktion RAF. Codd schliesslich, der geniale Informatiker im Dienste von IBM, erfand in den 70er Jahren, das Konzept, nach dem heute alle wichtigen, grossen Datenbanken aufgebaut sind. Codd trennte die Art, wie die Daten gespeichert sind, von der Abfrage der Daten. Erst mit dieser Trennung lassen sich die jetzt autonom abgelegten Informationen nach immer neuen, beliebigen Kriterien durchsuchen und ordnen.
David Gugerli arbeitet in seinem Buch auf nur 90 knappen Seiten heraus, wie Lembke, Zimmermann, Herold und Codd auf je eigene Weise dazu beitrugen, dass programmiertes und technisiertes Suchen in den letzten vier Jahrzehnten zur Selbstverständlichkeit wurde. Nur als ein Beispiel: Welcher mittlere oder grössere Betrieb einer x-beliebigen Branche arbeitet heute nicht mit der einen oder anderen Version der Managementsoftware des Herstellers SAP? Dahinter steckt im Kern nichts anderes als eine Computer-Datenbank mit spezialisierten Abfragen. Das Management von globalisierten, multinationalen Konzernen oder die Arbeit von Grossbürokratien in Industriestaaten würden zusammenbrechen ohne Datenbanken. Dies gilt es im Bewusstsein zu behalten.
In diesem Sinne leistet David Gugerli ganz wichtige Aufklärungsarbeit. Und er tut das kenntnisreich, humorvoll, elegant und in einer immer verständlichen Sprache. Das Buch ist ein kleines Juwel. Es sollte zur Pflichtlektüre in jedem Informatikunterricht gehören. Ich bin versucht zu sagen: Kein Besuch bei der marktbeherrschenden Suchmaschine mehr vor der Lektüre von David Gugerlis Buch. Es führt auf leicht verdaubare Weise zur Erkenntnis hin, dass es nicht das Geld ist, das die Welt regiert. Sondern es sind die Datenbanken.
Und so tönte das am Radio heute (click auf's Dreieck zum hier Hören):
Und da gibt's das Audiofile.
NACHTRAG 29.6.09: Da hat's eine ausführliche Besprechung des Buches auf der Site der "Society of the Query" Konferenz, die am 13./14. November in Amsterdam stattfindet.
Lembke, Zimmermann, Herold und Codd: Sie stehen bei David Gugerli, radikal abstrahiert muss man sagen, für 4 unterirdisch miteinander verwandte Varianten, um Ordnung zu schaffen. Lembke ordnet einer Person einen Beruf zu, dabei hilft im sein vierköpfiges Rateteam. Zimmermann trennt die Abweichung vom Normalen, den Verbrecher von den Normalbürgern - mit Hilfe des Publikums, das er, Zimmermann selber, schon früh als überdimensionalen, lebenden Computer bezeichnete. Herold, in den 70er Jahren Chef des Deutschen Bundeskriminalamtes BKA, findet im gesellschaftlichen Durcheinander das auffällige Verhalten, exemplarisch von ihm durchexerziert bei der computerunterstützten Suche nach den Mitgliedern der Rote Armee Fraktion RAF. Codd schliesslich, der geniale Informatiker im Dienste von IBM, erfand in den 70er Jahren, das Konzept, nach dem heute alle wichtigen, grossen Datenbanken aufgebaut sind. Codd trennte die Art, wie die Daten gespeichert sind, von der Abfrage der Daten. Erst mit dieser Trennung lassen sich die jetzt autonom abgelegten Informationen nach immer neuen, beliebigen Kriterien durchsuchen und ordnen.
David Gugerli arbeitet in seinem Buch auf nur 90 knappen Seiten heraus, wie Lembke, Zimmermann, Herold und Codd auf je eigene Weise dazu beitrugen, dass programmiertes und technisiertes Suchen in den letzten vier Jahrzehnten zur Selbstverständlichkeit wurde. Nur als ein Beispiel: Welcher mittlere oder grössere Betrieb einer x-beliebigen Branche arbeitet heute nicht mit der einen oder anderen Version der Managementsoftware des Herstellers SAP? Dahinter steckt im Kern nichts anderes als eine Computer-Datenbank mit spezialisierten Abfragen. Das Management von globalisierten, multinationalen Konzernen oder die Arbeit von Grossbürokratien in Industriestaaten würden zusammenbrechen ohne Datenbanken. Dies gilt es im Bewusstsein zu behalten.
In diesem Sinne leistet David Gugerli ganz wichtige Aufklärungsarbeit. Und er tut das kenntnisreich, humorvoll, elegant und in einer immer verständlichen Sprache. Das Buch ist ein kleines Juwel. Es sollte zur Pflichtlektüre in jedem Informatikunterricht gehören. Ich bin versucht zu sagen: Kein Besuch bei der marktbeherrschenden Suchmaschine mehr vor der Lektüre von David Gugerlis Buch. Es führt auf leicht verdaubare Weise zur Erkenntnis hin, dass es nicht das Geld ist, das die Welt regiert. Sondern es sind die Datenbanken.
Und so tönte das am Radio heute (click auf's Dreieck zum hier Hören):
Und da gibt's das Audiofile.
NACHTRAG 29.6.09: Da hat's eine ausführliche Besprechung des Buches auf der Site der "Society of the Query" Konferenz, die am 13./14. November in Amsterdam stattfindet.
Freitag, 3. April 2009
Vom Elend der helvetischen Medienforschung - rebell.tv meets Russ-Mohl
SMS hat Stephan Russ-Mohl getroffen am Kongress "War, Media and the public Sphere". R-M sagt darin einige bemerkenswerte Dinge. Sinngemäss: Die Medienforschung hat traditionellerweise vor allem Medienprodukte, -inhalte und -ergebnisse im Fokus. Aber der Herstellungsprozess der Medien werde zu wenig berücksichtigt in der Forschung. R-M sagt, er sehe die Gefahr,
Aber R-M bringt's noch dicker! SMS fragt ihn sinngemäss, was er vom Vorschlag halte, der Staat solle einspringen zur Stützung des Qualitätsjournalismus. R-M antwortet darauf, das würde zu einer noch grösseren Verbandelung von Medien und Politik führen. Dann sei die Presse- und Meinungsfreiheit gefährdet. Das würde zu "übergrossen Bürokratien" führen, wie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wenn man dort genauer hingucke und mal schaue, wieviele Leute da sitzen würden [hallo, ich bin einer davon!], dann sehe man, dass da das Preis-/Leistungsverhältnis nicht stimme im Vergleich zu den privaten Medien. Bumms, das sitzt! So als Behauptung in den Raum gestellt klingt R-Ms Aussage natürlich in gewissen Ohren sexy und passt allen Kritikern des dualen Systems perfekt in den Kram! Ist also z.B. Radio DRS erst dann eine gutes Radio DRS, wenn es mit seinen 6 Sendern (DRS1-4 + Virus, Musikwelle) die Grösse von 6 x Radio1 / Argovia / Radio 24 hat? headcount Radio1 over all: 69 (inkl. kleinprozentigen Kolumnisten), Radio Argovia: 49, Radio 24: rund 70. Vollzeitstellen bei DRS: 715. Mal grob gesagt, besteht R-Ms "übergrosse Bürokratie" darin, dass bei Radio DRS ungefähr doppelt so viele Leute pro Sender arbeiten wie bei den grösseren Privaten. Nehmen wir mal an, in dubio pro reo - und weil ich Partei bin -, dass mehr Leute auch mehr Qualität bedeuten. Dann müssten also die 6 DRS-Sender insgesamt doppelt so gut sein, wie 6 Privatsender zusammen. Meiner unbescheidenen Meinung nach, bringt das Radio DRS mit links hin! Nix von übergrosser Bürokratie! R-M, erst die Facts checken, bevor Sie irgendwelche haltlosen Behauptungen in die Welt posaunen!
Und Ihr Institut wird als Universitätsinstitution übrigens auch vom Staat finanziert. Sie würden von sich wohl kaum behaupten, sie seien darum zu sehr mit dem Staat verbandelt und darum sei ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt! Warum soll für die vom Staat finanzierte Wissenschaft (Unis, SNF usw.) nicht gelten, was sie allfällig vom Staat finanzierten Medien andichten? Argumente bitte, statt Polemik!
Aber einen hat er doch noch: SMS fragt ihn auch, was er von der Idee hält, dass Stiftungen sich für Qualitätsjournalismus engagieren. R-M sieht auch da keine Hoffnung. Stiftungen würde nur anfinanzieren, sich dann aber zurückziehen. Stiftungen können nicht leisten, was die traditionellen Medienunternehmen leisteten. Das könne nicht funktionieren. Da ist sie wieder, die unbelegte Behauptung! Das scheint mir vor allem Ausdruck von R-Ms Phantasielosigkeit, um nicht zu sagen Denkfaulheit! Ich bleib dabei (vorerst ist das auch nur eine Behauptung, zugegeben): Guter Recherchierjournalismus ist nah verwandt mit wissenschaftlicher Forschung. Und sollte darum auch ähnlich finanziert werden!
dass wir zuwenig die Produktionsprozesse und Etappen darin anschauen und wo überall da Fehler / Verzerrungen sich einschleichen können. Das ist mir ein grosses Anliegen, aber da kann man leichter darüber theoretisieren als diesen Prozess analysieren.Dass die Produktionsbedingungen mal genauer untersucht gehören, ist sicher wahr. Aber dass das so unheimlich schwierig sei, das ist - mit Verlaub - Mumpitz! Fragt halt nach bei der Ethnologie! Schaut den Medienleuten doch einfach mal als "teilnehmende Beobachter" über die Schulter! Wagt euch in den Mediendschungel! Beobachtet die Journis wie die Ethnologie die "Wilden" beobachtet. So verdammt schwierig ist das ja nicht!
Aber R-M bringt's noch dicker! SMS fragt ihn sinngemäss, was er vom Vorschlag halte, der Staat solle einspringen zur Stützung des Qualitätsjournalismus. R-M antwortet darauf, das würde zu einer noch grösseren Verbandelung von Medien und Politik führen. Dann sei die Presse- und Meinungsfreiheit gefährdet. Das würde zu "übergrossen Bürokratien" führen, wie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wenn man dort genauer hingucke und mal schaue, wieviele Leute da sitzen würden [hallo, ich bin einer davon!], dann sehe man, dass da das Preis-/Leistungsverhältnis nicht stimme im Vergleich zu den privaten Medien. Bumms, das sitzt! So als Behauptung in den Raum gestellt klingt R-Ms Aussage natürlich in gewissen Ohren sexy und passt allen Kritikern des dualen Systems perfekt in den Kram! Ist also z.B. Radio DRS erst dann eine gutes Radio DRS, wenn es mit seinen 6 Sendern (DRS1-4 + Virus, Musikwelle) die Grösse von 6 x Radio1 / Argovia / Radio 24 hat? headcount Radio1 over all: 69 (inkl. kleinprozentigen Kolumnisten), Radio Argovia: 49, Radio 24: rund 70. Vollzeitstellen bei DRS: 715. Mal grob gesagt, besteht R-Ms "übergrosse Bürokratie" darin, dass bei Radio DRS ungefähr doppelt so viele Leute pro Sender arbeiten wie bei den grösseren Privaten. Nehmen wir mal an, in dubio pro reo - und weil ich Partei bin -, dass mehr Leute auch mehr Qualität bedeuten. Dann müssten also die 6 DRS-Sender insgesamt doppelt so gut sein, wie 6 Privatsender zusammen. Meiner unbescheidenen Meinung nach, bringt das Radio DRS mit links hin! Nix von übergrosser Bürokratie! R-M, erst die Facts checken, bevor Sie irgendwelche haltlosen Behauptungen in die Welt posaunen!
Und Ihr Institut wird als Universitätsinstitution übrigens auch vom Staat finanziert. Sie würden von sich wohl kaum behaupten, sie seien darum zu sehr mit dem Staat verbandelt und darum sei ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt! Warum soll für die vom Staat finanzierte Wissenschaft (Unis, SNF usw.) nicht gelten, was sie allfällig vom Staat finanzierten Medien andichten? Argumente bitte, statt Polemik!
Aber einen hat er doch noch: SMS fragt ihn auch, was er von der Idee hält, dass Stiftungen sich für Qualitätsjournalismus engagieren. R-M sieht auch da keine Hoffnung. Stiftungen würde nur anfinanzieren, sich dann aber zurückziehen. Stiftungen können nicht leisten, was die traditionellen Medienunternehmen leisteten. Das könne nicht funktionieren. Da ist sie wieder, die unbelegte Behauptung! Das scheint mir vor allem Ausdruck von R-Ms Phantasielosigkeit, um nicht zu sagen Denkfaulheit! Ich bleib dabei (vorerst ist das auch nur eine Behauptung, zugegeben): Guter Recherchierjournalismus ist nah verwandt mit wissenschaftlicher Forschung. Und sollte darum auch ähnlich finanziert werden!
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