Stell Dir vor, Dein Computer protokolliert mit, wann Du was mit welchem Dokument / Film / Musikstück / Bild tust und in welchem Kontext mit beliebigen anderen Files Du das machst. Er zeichnet eine Art Film Deiner gesamten Aktivitäten am Rechner auf. Und diese Aufzeichnung kannst Du danach durchsuchen. Im Sinne von: Wenn Du File A öffnest, stehen automatich alle letztmals plusminus gleichzeitig mit A bearbeiteten Files zur Verfügung. Oder: Du setzt ein Bild in ein Dokument ein und eine Woche später willst Du es ersetzen, weisst aber nicht mehr, woher Du es damals hattest. Dein Compi weiss es noch! Du suchst eine bestimmte Version eines Dokumentes - aber welche? Du erinnerst Dich, dass damals gleichzeitig ein Mail von XY reinkam. Dieses Mail reicht, um das gesuchte Dokument aufzufinden. Vorgestern hast Du einen Song laufen lassen während Du den Text schriebst. Wie hiess das Lied nochmal? Nimm den Text, und das Protokoll nennt den Titel. Usw. usf. Dein Rechner erinnert sich also quasi an alle Kontexte und zeitlichen Abfolgen Deiner Arbeiten. Wär manchmal praktisch, es gäb sowas. Genau daran arbeiten
Elin Ronby Pedersen und Jeanine Spence. Die beiden Frauen haben ihr gemeinsam publiziertes Paper darüber am 13. Januar 2008 auf den kanarischen Inseln am "
International Workshop on Recommendation and Collaboration" vorgestellt. Es heisst "
A Case for Usage Tracking to Relate Digital Objects" (pdf
gibt's hier - get it while it's hot!). Interessanterweise arbeitet Pedersen bei Google (
früher bei Microsoft) und Spence bei Microsoft. Warum das interessant ist? Weil dieses Paper ein Indiz dafür ist, dass Google und Microsoft sich gemeinsam nicht nur für Deine Datenspur im Netz (Deine attention data und Deine gestures im Sinne von
Steve Gillmor) interessieren (Google
trackt alles!), sondern auch für Dein Verhalten auf Deinem Rechner. Natürlich ist das Interesse verpackt in das Konzept für ein kommendes Feature sei es von
Windows 7 oder
Google Desktop. Oder wie es im vorletzten Abschnitt des Papers heisst:
Looking ahead we see usage tracking as an interesting additional source of data that can enable numerous improvements in both functionality and user experience.
"...and in revenue" ist man versucht anzufügen.
Der Titel dieses Postings mag übertrieben sein. Ein gemeinsam publiziertes research-Paper einer Googlerin und einer Microsoft-Frau muss nicht viel heissen. Aber die Kooperation von zwei Angestellten über die Mauern zwischen Google und Microsoft hinweg in einem strategisch nicht uninteressanten Bereich ist dennoch durchaus bemerkenswert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen